Nachruf Dr. Peter Dankert
Ein Nachruf für einen Freund und politischen Wegbegleiter ist stets eine besonders schwere Aufgabe. Peter Danckert lernte ich 2003, während des Bundestagswahlkampfs um den Wahlkreis Luckenwalde/Jüterbog/Zossen/ Königs Wusterhausen kennen. Schon vorher hatte ich viel von ihm gehört. Und zwischen mir dem damaligen Kreisvorsitzenden der Linken und dem Bezirksvorsitzenden der SPD, Peter Danckert entspann sich eine respektvolle, sachbezogene und fruchtbare Zusammenarbeit, die all die Jahre andauerte.
Als politischer Wegbegleiter, umsichtiger Ratgeber und unruhiger, vorantreibender Partner wird Peter mir und vielen von uns fehlen. Gemeinsam brachten wir mit vielen Gleichgesinnten die notwendige Einheit gegen extreme rechte politische Kräfte auf den Weg. Sein stetes und konstruktives Engagement für die Stadt Königs Wusterhausen, für die Landkreise Dahme –Spreewald und Teltow-Fläming war umfangreich und hat sichtbare Spuren hinterlassen. Mit großer Geduld und der ihm eigenen Durchsetzungskraft, setzte Peter sich für sein gesamtes Umfeld, für seine Wähler ein. Wir werden sein Andenken in Ehren halten und uns an ihn erinnern.
Michael Reimann
Luckenwalde. Ich erinnere mich noch gut an den Besuch im Schloss Bellevue. Peter Danckert nahm uns, eine Delegation aus Teltow-Fläming, im Dezember 2003 vor dem Gebäude in Empfang. Klar, er kannte sich aus. Wie sehr, wurde wenig später deutlich. Als wir den Amtssitz des Bundespräsidenten betraten, marschierte dieser (damals war es Johannes Rau) gerade mit den versammelten Ministerpräsidenten der Republik durch den Raum. Es war beeindruckend. Dann sah Rau Danckert, rief: „Hallo, Peter!“ Es folgte eine herzliche Begrüßung. Damit war allen klar, mit wem sie es bei Peter Danckert zu tun hatten. Der SPD-Politiker ist nun mit 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
Danckert prägte die SPD in TF und LDS
Die SPD, aber auch die Region Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald verlieren einen wichtigen, einen prägenden Politiker. Im SPD-Wahlkreisbüro des Landtagsabgeordneten Erik Stohn in Luckenwalde liegen an diesem Tag einige Erinnerungen an vergangene Wahlkämpfe mit Peter Danckert auf einem Tisch. „Beim Aufräumen unseres Wahlkreisbüros in Jüterbog habe ich diese Flyer und Briefe gefunden. Ich wollte sie ihm eigentlich noch vorbeibringen.“
Diese Wahlflyer wollte Erik Stohn eigentlich noch Peter Danckert geben.
© Quelle: Ekkehard Freytag
Erik Stohn stand mit Danckert bis zuletzt in Kontakt. „Es ist ein Macher von Bord gegangen“, sagt Stohn. Man müsse nur an die B 101 denken. „Das ist zum großen Teil sein Verdienst und der des ehemaligen Landrats Peer Giesecke.“ Danckert habe viele Spuren in der Region hinterlassen. Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Tina Fischer, die einige Jahre für Danckert in dessen Bundestagsbüro tätig war, stellt fest: „Peter Danckert hat unsere SPD über Jahre geprägt und für unsere Region vieles erreicht.“
Peter Danckert und Danny Eichelbaum auf der Grünen Woche 2019.
© Quelle: privat
Aber nicht nur SPD würdigt Danckert. Der Vorsitzende des Kreistags TF, Danny Eichelbaum (CDU), zeigt sich „tief betroffen“. Danckert habe viel für die Region erreicht – und dabei parteiübergreifend gehandelt. Auch er sagt: „Peter Danckert war ein Macher.“ Und es schwingt Persönliches mit, wenn er feststellt: „Sehr gern erinnere ich mich an die vielen Gespräche mit ihm.“
Neujahrsempfang Teltow-Fläming: Peter Danckert mit Kornelia Wehlan.
© Quelle: Margrit Hahn
Auch TF-Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) drückt ihre „tiefe Anteilnahme“ aus. Sie betont ebenfalls, das Danckert über viele Jahre „engagiert und sachorientiert“ für den Landkreis tätig war. Beispielsweise als Vorsitzender des Sportausschusses des Bundestags, als er sich für Spitzensport (Ringerzentrum), aber auch den Breitensport einsetzte.
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Die Spuren Danckerts waren eben nicht nur in Asphalt gegossen. Er förderte viele Karrieren. Auch die von Stohn. „Er hat mir viele Türen geöffnet und mir geholfen.“ Er sei ein „unglaublicher Strippenzieher“ gewesen. „Ich verliere jemanden, den ich immer um Rat fragen konnte, bis zuletzt“, sagt Stohn.
Nach seinem Jura-Studium war der gebürtige Berliner als Anwalt tätig. Seine Kanzlei hatte zahlreiche namhafte Klienten. Steffi Graf, deren Vater Peter, den DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski. Er hatte eine Karriere hingelegt, die nicht viele Juristen erreichen.
Danckert wurde stets direkt in den Bundestag gewählt
Doch das war offenbar nicht genug. Das SPD-Mitglied (seit 1975, das Mitgliedsbuch soll Johannes Rau unterschrieben haben) ging in die Politik. Er kandidierte erstmals 1998 für die SPD um einen Sitz in den Bundestag. Das Mandat holte er direkt; genau wie bei den folgenden drei Wahlen. Er war stolz darauf, nicht über die Landesliste gehen zu müssen, sondern Volksvertreter zu sein. An ihm kam in der SPD der Region niemand vorbei.
Seine Bedeutung für die Partei kann man kaum überschätzen. Dabei behielt er durchaus seine Streitlust, vielleicht das Wesensmerkmal guter Anwälte. Als seine Partei und letztlich der Bundestag den gläsernen Abgeordneten forderten, er Nebeneinkünfte offen legen sollte, wehrte er sich. Bis in die buchstäblich letzte Instanz. Er sah diese Transparenz nicht ein. Er tat doch auch so viel für die Gemeinschaft.
Peter Danckert und die Kunst des Zuhörens
Neben Bauwerken, Förderprojekten oder anderem bestand vielleicht sein wichtigster Beitrag zum Gemeinwesen im Zuhören. Dies erhob er zu einer Art Kunst. Wer mit Peter Danckert redete, hatte stets das Gefühl, dass in diesem Augenblick nur er für Danckert wichtig war. Ich erinnere mich an SPD-Weinfeste in Luckenwalde, die eher wenig glamourös waren und schon gar keine bundesweite Resonanz fanden – aber Peter Danckert widmete sich diesen Veranstaltungen und deren Teilnehmern mit tiefer Hingabe. Unwichtige Menschen schien es nicht zu geben. Dabei konnte kein Zweifel bestehen, dass Danckert Kontakt zu vielen wichtigen Menschen der Republik hatte.
Es waren dann Schlaganfälle und eine tragische Krankengeschichte, die Danckert zum Kürzertreten zwangen. Auch hier ergab er sich nicht in sein Schicksal. Er nahm zunächst weiter sein Mandat wahr, absolvierte Termine. Er ging nicht mehr so sicher, seine Stimme war schwer geworden, er brauchte Hilfe – und er nahm diese Hilfe an. So, wie er früher unsere Fotografin Margrit Hahn vor Foto-Terminen stets fragte, ob er auch vorzeigbar sei – und sie dann notfalls einen Hemdkragen im Jackett verstaute. Das war eitel und uneitel zugleich und letztlich Ausdruck eines Menschen, der sich seiner selbst und seiner Fähigkeiten sehr sicher war.